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Man muss weit zurück schauen, um die Anfänge des Weinbaus zu erfassen. In einer regelmäßigen Kolumne hält Sie der Weinexperte Pit Falkenstein über wissenswerte Entwicklungen der Branche auf dem neuesten Stand und nimmt Sie dabei mit zu unentdeckten Weinregionen, stellt Ihnen spannende Rebsorten vor und besucht aufstrebende Jungwinzer. Freuen Sie sich zudem auf Insidertipps und exklusive Weinseminare und Verköstigungen.
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Mai 2017
Kostbare Perlen im Glas
Warum Champagner so teuer sein muss und wo sich Wege zu preiswerteren Flaschen finden.
Auch die Champagne hat es schlimm getroffen. Spätfröste richteten zum Teil Totalschäden an. Manch kleiner Winzer, der vielleicht einen halben Hektar Reben besitzt, wird im Herbst nur wenig, mitunter gar nichts an die großen Keller liefern können, also ohne Einnahmen durchhalten müssen, Wer über größere Flächen verfügt, kann mit Schrammen davonkommen. Immerhin zahlen die berühmten Häuser sechs Euro und mehr pro Kilo Trauben (für das Geld bieten deutsche Winzer ordentliche Weine an, fertig gefüllt). Alles in allem, so die ersten Schätzungen, wird die kommende Ernte um ein Viertel geringer ausfallen als 2016.
Schon wird allenthalben gemunkelt, dass die Preise kräftig steigen werden. Das werden sie wohl nicht, höchstens in den wie bisher gewohnten kleinen Schüben als Inflationsausgleich. Die Läger sind gut gefüllt. Fast 1,5 Millionen Flaschen liegen auf Halde, das Fünffache des jährlichen Absatzes. Die Entstehung von Champagner ist ein Prozess von wenigstens drei Jahren. Da lassen sich Verluste immer ausgleichen.
Um das zu verstehen, ist ein wenig Kellerwissenschaft nötig. Der Werdegang der kostbaren Perlen beginnt damit, dass Wein mit Hefe und Zucker versetzt in Flaschen gefüllt wird. Eine zweite Gärung setzt ein, bei der Alkohol und Kohlensäure entstehen. Das Gas kann nicht entweichen. Das CO2 verbindet sich mit dem Wein, je länger, desto inniger. Drei Jahre sind vorgeschrieben. Viele der großen Häuser lassen ihren Champagner meist noch weiter auf der Hefe liegen. Obwohl dann diese wunderliche Substanz längst abgestorben ist, gibt sie immer noch feine Aromen ab.
Ein kompliziertes Verfahren ist das am Ende folgende Degorgieren. Die Flaschen werden gedreht, geschüttelt und immer schräger gestellt, bis sich die Hefe zu einem Pfropf verdichtet hat und beim Öffnen herausschießt. Das erledigen heute meist zuverlässige Maschinen. Dann muss der Verlust beim Inhalt ausgeglichen werden.
Nimmt der Kellermeister reinen Wein, trägt der Champagner die Bezeichnungen „brut extra“ oder „zero dosage“. Üblich ist eine Zugabe von etwa zehn Gramm Süße, was dann „brut“ genannt wird.
Derzeit erlebt die Region Reims einen gewaltigen Umbruch. Seit sechs Jahren werden sämtliche Parzellen neu vermessen und daraufhin überprüft, ob sie für die Herstellung des kostbaren Erzeugnisses taugen. 34 000 Hektar sind’s insgesamt, was einem Drittel der deutschen Weinbaufläche entspricht. Das dürfte noch einige Zeit dauern. Am Ende werden 45 Gemeinden, verstreut über die ganz Region, neu hinzukommen. Die hatten sich während der Weltwirtschaftskrise 1928, als die Traubenpreise am Boden lagen, aus der Champagne verabschiedet. Später tat dies den Winzern dort bitter leid. Sie verlangten, in das Elysium zurückkehren zu dürfen, was ihnen jetzt auch gelingen wird. Zwei Gemeinden haben sich bereits erfolgreich eingeklagt. Mächtige Verschiebungen im Markt wird die Neuordnung aber kaum bringen.
Die Deutschen lieben Champagner. Die Bundesrepublik ist in der EU der zweitwichtigste Abnehmer. Voriges Jahr waren es 12,5 Millionen Flaschen (plus fünf Prozent). An erster Stelle steht zwar mit großem Abstand England. Doch das Gezeter um den Brexit hat manchem Briten den Appetit auf den Genuss von der Marne verdorben. Hingegen steigen die Importe hierzulande stetig.
Die meisten Bouteillen entkorken die Franzosen selbst, natürlich vor allem in Paris und Umgebung. Der Verbrauch Frankreichs beträgt etwas mehr als die Hälfte des gesamten Absatzes von rund 300 Millionen Flaschen. Weitere wichtige Exportländer sind die USA, Belgien und Japan. Nach Fernost gehen insgesamt längst nicht die Mengen, die immer wieder befürchtet worden ist. Die Angst, eine Million Milliardäre in China könnten die Keller der großen Häuser in und um Epernay leer trinken, ist völlig unbegründet. Ein Kuriosum am Rande: Rund eine Million Flaschen gehen in die Vereinigten Arabischen Emirate. Die werden dort aber nur, versteht sich, zur Ausstattung der Luft- und Schifffahrtlinien benötigt.
Champagner ist teuer, keine Frage. Die großen Häuser von Ayala bis Veuve Clicquot lassen sich ihre Arbeit gut bezahlen. Hochwertiger Sekt, Crémant, Cava oder Spumante classico kosten deutlich weniger und können auch hohen Genuss bieten. Doch es gibt zahllose Liebhaber, die den ganz besonderen, leicht morbiden Schampus-Geschmack nicht missen wollen.
Es geht auch etwas günstiger. Bescheidwisser raunen sich gegenseitig Adressen zu, bei denen Champagner weniger kostet. Es sind Winzer, die sich mit einem eigenen Gut selbstständig gemacht haben. Da sie eigene Trauben verarbeiten und bei Weitem nicht so viel Geld in das Marketing stecken müssen, können sie preiswerter sein. Sie finden sich hauptsächlich im Süden des Gebiets, zum Beispiel an der Côte de Sezanne oder der Côte de Bar, zusammengeschlossen in einem eigenen Verband. Und der ist gar nicht so geheimnisvoll. Wer im Internet „civc Deutschland“ eingibt, stößt auf die offizielle Seite des Champagner-Büros in Stuttgart. Dort findet sich eine Liste mit mehr als 400 Adressen.
Außer Wein gibt es kein Genussmittel, das so häufig getestet wird, wie Champagner. Ob diese vergleichenden Proben immer professionell vonstattengehen, bleibt dahingestellt. Oft werden in Veröffentlichungen Ergebnisse genannt, aber nicht die Juroren. Wahrscheinlich stehen in solchen Fällen die Interessen von Weingroßhändlern dahinter.
Egal, zweierlei fällt immer wieder auf. Sieger ist meist Dom Perignon. Kein Wunder, kostet doch diese Luxusbrause mindestens 120 Euro. Und dann: Unter den jeweils ersten zehn sind stets zwei, oft drei Rosés dabei. Vor zehn Jahren noch rümpften Kenner die Nasen: Das sei weder weiß noch rot, könne also nichts taugen. Doch inzwischen ist die Zahl der Liebhaber eines zart getönten Champagners beachtlich gestiegen. Jede achte Flasche enthält heute einen Rosé.
Das ist ja auch etwas Schönes, beim Auftakt der Mittsommernacht mit abendhimmelschimmernden Perlen anzustoßen.
Dezember 2016
Weltmeister beim Sekt
Davon ist aber nicht alles edel. Die Zahl der famosen handwerklich arbeitenden Betriebe in Deutschland steigt allerdings deutlich.
Ob die Geschichte, die da häufig kolportiert wird, so stimmt, ist nicht sicher. Die beteiligten Pressestellen passen. Dokumente müssten, wenn es sie denn gibt, in sehr geheimen Archiven liegen. Es geht um ein Tauschgeschäft. In den frühen 60er-Jahren kämpften die Weinwirte in Südtirol darum, dass ihr Roter vom Kalterer See den Zusatz „Auslese“ tragen durfte. Das war dreist: Das hohe deutsche Prädikat sollte diese Brühe schmücken! Im Gegenzug erhielten die deutschen Sektfabrikanten das Recht, ihre Erzeugnisse als „trocken“ zu bezeichnen, auch wenn sie schon andeutungsweise lieblich sind. Das bekannteste Beispiel ist die Marke „Henkell trocken“, die um die 22 Gramm Restzucker pro Liter enthält. Und das ist alles andere als herb.
Den Kalterer See Auslese gibt es schon lange nicht mehr. Südtirol hat inzwischen – weiß Bacchus! – Besseres zu bieten. Die Regelung, dass Schaumweine bis zu einem Wert von 32 Gramm Süße (entspricht sechs Stück Würfelzucker pro Flasche) „trocken“ genannt werden dürfen, besteht aber nach wie vor. Das gilt inzwischen sogar europaweit: Auch Erzeugnisse mit den Bezeichnungen „sec“, „dry“, „seco“ oder „secco“ dürfen leicht süß sein.
In früheren Zeiten schwadronierten die Offiziere in ihren Clubs, dass der perlende Luxus so „trocken wie ein Pokerauge“ sein sollte. Wer heute so etwas sucht, sollte zu Flaschen mit dem Aufdruck „brut“, „brut extra“ oder „brut zero“ greifen. Bemerkung am Rande: Es fällt auf, dass Sekt umso mehr kostet, je herber er ist. Daraus lässt sich schließen, dass Süße auch dazu dient, den nicht so reintönigen Geschmack billiger Grundweine zu überdecken.
Schaumwein entsteht, indem mit Zucker und Hefe versetzter Wein in ein geschlossenes Behältnis gefüllt wird. Es setzt eine zweite Gärung ein, bei dem die Hefe den Zucker in Alkohol und Kohlensäure aufspaltet. Da das CO2 nicht entweichen kann, verbindet es sich mit dem Sekt. Je länger, umso feiner wird die Perlage, umso delikater der Geschmack. Neun Monate ist die gesetzliche Mindestzeit.
Vor dem Abfüllen muss die Hefe entfernt werden. Die Großhersteller verwenden Filter. Dabei kann Kohlensäure verloren gehen, die danach mit zugedrückten Augen ersetzt wird. Erlaubt ist das nicht. Die Erzeugung von Millionen Litern im Tank macht es möglich, preiswerten Sekt zu erzeugen. Schlichte Ware muss es selbstverständlich geben. Doch wenn zum Jahresende die Flasche für weniger als vier Euro im Regal steht, einschließlich 19 Prozent Mehrwert- und 1,03 Euro Sektsteuer, dann bleibt der Preis ein Rätsel. Die Produzenten suchen in ganz Europa billigste Grundweine. Klar, dass solcherart Rohware nicht eben Hochgenuss bietet. Also muss die tiefstpreisige Ware kräftig gesüßt werden.
In Deutschland wächst aber seit Jahren die Zahl der kleinen Sektmacher, die noch nach alter Art arbeiten. Bei ihnen vergärt die perlende Köstlichkeit in der Flasche, oft jahrelang. Am Ende werden die Flaschen gerüttelt und gedreht, bis sich die Hefe zu einem Pfropfen verdichtet und beim Öffnen herausgeschleudert wird (Fachwort: degorgieren). Der Kellermeister ersetzt dann die verloren gegangene Menge mit Wein, in dem je nach Geschmack mehr oder weniger Zucker aufgelöst wird. Das Ergebnis ist in der Regel brut.
Deutschland ist Weltmeister in der Formel 1 (auch wenn sich der Sieger urplötzlich in den Ruhestand abgesetzt hat). Unser Land ist aber auch Weltmeister bei Fertigung wie Konsum von Sekt. Voriges Jahr füllten die hiesigen Kellereien rund 390 Millionen Flaschen ab. Seit 2011 sind die Zahlen aber leicht rückläufig.
Pro Kopf entkorken die Bundesbürger alljährlich um die fünf Flaschen. Kinder, Greise, Biertrinker und Antialkoholiker sind da eingerechnet. Noch ein Rekord: Nirgendwo sonst auf der Welt ist der Anteil der billigen, leicht süßlichen Schaumweine so hoch wie bei uns.
Den Markt teilen wenige Giganten unter sich auf, angeführt von Rotkäppchen, dann der (zu Oetker gehörenden) Henkell-Gruppe und Schloss Wachenheim. Diese drei Konzerne decken fast zwei Drittel des deutschen Marktes ab. Die kleinen, feinen Sektmacher erreichen da knapp zwei Prozent – in der Menge. In Preisen gerechnet ist der Umsatz dreimal höher.
Es sind Minikellereien darunter, Weingüter, aber auch Winzergenossenschaften. Letztere sind nicht zu verachten. Besonders in Baden kommt von den Kooperativen manch exzellente Flasche. Häufig findet sich die Bezeichnung „Crémant“ auf dem Etikett. Das ist erlaubt. Die europäischen Begriffe für Schaumwein wie „Spumante“ oder „Cava“ dürfen in allen Mitgliedsländern verwendet werden. Einzige Ausnahme: „Champagner“. In einem Jahrzehnte dauernden Kampf haben es die Kellereien an der Marne erreicht, dass nur sie diesen Namen verwenden dürfen.
Dabei gibt es in Deutschland manche Betriebe, deren Schätze durchaus an Champagner heranreichen, dabei deutlich preiswerter sind. Strahlendstes Beispiel ist Volker Raumland in Flörsheim-Dalsheim. Seine „Triumvirat Grande Cuvée brut“ ist, wie in Reims auch, eine Komposition aus Burgundersorten und stammt aus dem Jahr 2009. Dieses Kunstwerk kostet 38 Euro, so viel wie einfacher Schampus.
November 2016
Wechselbäder im Weinberg
Der Jahrgang 2016 in Deutschland begann mit Katastrophen und wird wohl dank eines langen, heißen Spätsommers gut.
Sich an überwundene Widrigkeiten zu erinnern, gehört zu den erhebenden Momenten im menschlichen Leben. In der Rückschau werden Katastrophen zu spannenden, weil bravourös bewältigten Ereignissen. So ist es auch mit dem neuen Weinjahrgang. Die Winzer von Baden bis Sachsen jubeln über den 16er, obwohl die Lese großenteils noch nicht abgeschlossen ist oder noch gar nicht begonnen hat, wie an langen Strecken der Mosel (Stand: 11. Oktober). Und welchen Ärger die Natur im Frühsommer beschert hat, wird gerne ausgeblendet.
Der badische Weinbauberater Johannes Werner sagt, wie es ist: „So ein schwieriges Weinjahr gab es in den vergangenen zehn Jahren nicht.“ Nur die Winzer, die ihre Hausaufgaben gemacht hatten, konnten am Ende zufrieden sein. Der langanhaltende Regen im Juni, das nasskalte Wetter bis in den August hinein waren schlimme Übel. In lehmigen Böden, wie zum Beispiel im Rheingau, blieben die Traktoren im Schlamm stecken. Die Feuchtigkeit verhinderte oft eine Befruchtung der Rebblüte. An den Gescheinen fehlten dann die Fruchtansätze.
Die Nässe förderte überdies den Falschen Mehltau (fachlich Peronospora genannt). Diese Krankheit befällt die Blätter, so dass die Photosynthese, also die Umsetzung von Sonnenschein in Wachstumskraft, gestört wird. Weinbeeren verkümmern oder reifen nicht aus. Mehr Pflanzenschutzmittel waren nötig, vor allem Kaliumphosphonat. Für die Ökowinzer, die das Mittel bislang ausbringen durften, was ihnen aber jetzt untersagt worden ist, wurde der Sommer noch schwieriger. Ob das Verbot notwendig war, darüber lässt sich trefflich streiten. Die Chemikalie schadet nachweislich weder der Gesundheit noch der Umwelt, nur kommt sie in der Natur nicht vor, ist also nicht biokonform.
Die Weinbauern mussten sich frühzeitig auf eine deutlich kleinere Ernte einstellen. Die guten Erzeuger, die sonst im Sommer beherzt ausdünnen, also Trauben herausschneiden, um den Behang zu drosseln und damit eine höhere Qualität zu erzielen, ließen die Rebscheren liegen. Aber für die sogenannten Fasswinzer, die ihre Ernten komplett bei Kellereien abliefern und dafür nur wenig Geld pro Liter bekommen, waren die Einbußen bei der Menge eine Katastrophe.
Stefan Braunewell im rheinhessischen Essenheim, Juniorchef eines in den Weinführern hoch bewerteten Gutes, blickt ohne Pathos auf die Entwicklung des 16ers zurück. Sonst sei ja der Frühsommer eine schöne Zeit im Winzerleben, erfüllt von der Spannung beim Verlauf der Blüte und der Freude über das Austreiben der Rebstöcke. Doch diesmal waren er und seine Brüder arg niedergeschlagen. Es zeichneten sich große Ausfälle ab. Die Vegetation war schlimm im Rückstand.
„Wir hielten uns beim Ausdünnen zurück. Vor allem verzichteten wir darauf, Blätter über der Traubenzone zu entfernen, wie wir das sonst machen. Das Laub wurde für die Versorgung der Trauben mit Lichtenergie gebraucht.“ Es hatte bei jedem Schritt in der Familie Debatten gegeben, doch am Ende erwiesen sich die Entscheidungen als richtig.
Im Spätsommer schlug das Wetter um. Himmelblaue Wochen begannen. Die Temperaturen stiegen auf fast 40 Grad an. Nun schützten die Weinblätter die Trauben vor Sonnenbrand, der einzelne Beeren eintrocknen lässt. Das Badewetter hielt bis Ende September an. Der Rückstand bei der Reife wurde schnell aufgeholt. Das Refraktometer zeigte rasch steigende Öchsle-Grade an, nicht ganz so hoch wie im Vorjahr, aber doch mehr als ausreichend für einen guten bis sehr guten Jahrgang. Das trockene, heiße Wetter brachte noch ein zusätzliches Plus: Die sonst so gefürchtete Essigfliege blieb aus. Der aus Asien stammende Schädling mag es lieber schwül.
Über eines spricht Braunewell nicht so gern, aber dann rückt er doch damit heraus: Es fehlte Säure. Beim Riesling war das ja in Ordnung. Aber dem Müller-Thurgau und den Burgundersorten musste Weinsäure zugesetzt werden. Das galt vor allem für die roten Sorten, die sonst breit und fade geraten wären.
Eine Umfrage in den deutschen Weinbaugebieten ergab immer wieder die gleichen Aussagen: Begeisterung über den neuen Jahrgang, Schulterzucken bei der Erwähnung der Malaisen im Juni. So viel lässt sich jetzt schon sagen: Der 16er wird gut, wenn auch nicht so brillant wie sein Vorgänger. Zu erwarten ist ein weicher Wein, der bald getrunken werden sollte. Und er wird wegen der geringeren Ernte – im Schnitt 15 Prozent weniger gegenüber dem Durchschnitt – gewiss etwas teurer.
Doch was soll’s? Eine Erhebung zeigt, dass die deutschen Weingüter in den vergangenen Jahren stets ihre Preise heraufgesetzt und trotzdem nicht an Umsatz verloren haben. Wer also gute Weine schätzt, der zahlt auch ein wenig mehr dafür.
Juni 2016
Weinadel im Rheingau
Wie Fürsten und Grafen den Riesling im Umland von Wiesbaden berühmt machten.
Der Überlieferung nach blickte Karl der Große Anfang 814 vom Söller seiner Ingelheimer Pfalz auf die gegenüberliegende Rheinseite. Er sah, dass auf einem Hügel inmitten der noch winterlich weißen Landschaft bereits der Schnee geschmolzen war. Daraus schloss er, dass dort Wein besonders gut gedeihen müsste. Er schickte einen berittenen Boten nach Orleans, der nach einem Monat mit Rebensprösslingen zurückkehrte. Als es endlich Frühling wurde, setzte der Kaiser mit einem Boot über den Strom, um höchstderoselbst auf der Anhöhe, auf der heute das berühmte Schloss Johannisberg steht, die ersten Weinstöcke im Rheingau zu pflanzen.
Klingt nett, kann aber so nicht stimmen. Der Herrscher des Frankenreiches war zu dem Zeitpunkt schon einige Monate tot. Richtig ist aber, dass er sich in seinen letzten Jahren nachhaltig um den Wiederaufbau der Weinwirtschaft am Rhein, die seit der römischen Besatzung unter Kaiser Probus darniederlag, gekümmert hat. Später war es Sache der Klöster, an den südlichen Ausläufern des Taunus Rebgärten zu pflegen. Dabei ernteten die Mönche um ein Vielfaches mehr Wein, als sie für ihre Messen brauchten. Mit dem Rest betrieben sie einen schwungvollen Handel.
Nach und nach zog es Edelleute an das rechte Rheinufer zwischen der Mündung des Main und dem Binger Loch. Die anmutige Landschaft mit ihrem milden Klima hatte es ihnen angetan. Heute gibt es im Rheingau noch neun Weingüter mit aristokratischen Namen. Fünf davon gehören nach wie vor den alten Adelsfamilien. Vier Schlösser befinden sich in sehr bürgerlichen Händen. Der Reihe nach, rheinabwärts.
Der Langwerther Hof in Eltville zählt zu den schönsten Anwesen der Gegend. Es ist die älteste aristokratische Winzerei im Rheingau, seit 650 Jahren Besitz der Familie, die heute der hochgewachsene Georg-Reinhard Baron Langwerth von Simmern vertritt. Sein Riesling kommt von den besten Lagen dort.
Schloss Reinhartshausen in Erbach war durch viele adelige Hände gegangen, bis das Haus Preußen den Gutshof übernahm und ihn großzügig ausbaute. 1987 kaufte Rewe-Chef Willi Leibbrand das Anwesen samt Toplagen. Aus dem imposanten Hauptgebäude machte er ein Luxushotel, das heute von der Kempinski-Gruppe bewirtschaftet wird. Vor drei Jahren übernahmen Stefan und Jürgen Lergenmüller aus dem pfälzischen Hainfeld die zum Schloss gehörende Kellerei. Die Brüder, von denen bis dahin nur wenig zu hören war, besitzen damit jetzt das größte private Weingut in Deutschland.
Einen Steinwurf davon entfernt liegt der Draiser Hof der freiherrlichen Familie von Knyphausen. In den neunziger Jahren war der Betrieb in Nöten. Ein wohlhabender Geschäftsmann aus München stieg ein und brachte auch einen eigenen Direktor mit. Inzwischen hat der junge Frederik Baron von Knyphausen das Ruder übernommen. Es geht kräftig aufwärts. Der Riesling ist wieder erstklassig.
Schloss Reichartshausen in Hattenheim, dessen Namensähnlichkeit mit der Erbacher Adresse oft zu Verwechslungen führt, gehörte dereinst dem Hause Nassau-Usingen. Heute ist dort die European Business School untergebracht. Die Rebgärten ringsherum hat das benachbarte Weingut Balthasar Ress gepachtet.
Am unteren Ende von Hattenheim liegt das zauberhafte, mit Türmchen und Fachwerk geschmückte Schloss Schönborn. Ein früherer Verwalter hatte Weine gepanscht. Eigner Paul Graf von Schönborn-Wiesentheid wusste nichts davon. Er nahm alle Schuld auf sich: „Ich hätte aufpassen müssen.“ Der Edelmann steckte daraufhin viel Geld in das vernachlässigte Anwesen. Marode Rebgärten wurden erneuert und auf Öko-Bewirtschaftung umgestellt. Im Schloss entstand ein großzügiger Probierraum mit Blick auf den Rhein. Der neue Betriebsleiter Christian Frank und Kellermeister Florian Frank brachten das Gut wieder nach vorne. War der Betrieb früher für Fremde verschlossen, so sind Gäste heute willkommen.
Schloss Vollrads in Oestrich-Winkel, ein Bau mit einem mächtigen Wasserturm, gehörte bis vor 20 Jahren zu den altehrwürdigen aristokratischen Adressen. Der letzte Besitzer, Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau hatte die Finanzen nicht mehr im Griff. Inmitten der Reben erschoss er sich. Die Nassauische Sparkasse übernahm das hochverschuldete Gut. Die Chefs fühlten sich damals gar nicht wohl dabei. Aus heutiger Sicht war’s eine gute Investition. Unter dem fränkischen Gutsverwalter Dr. Rowald Hepp blüht der Betrieb.
Schloss Johannisberg in Geisenheim, die erste Adresse im Rheingau, war im Mittelalter ein Kloster. Während des Wiener Kongresses gab es ein heftiges Gerangel um das stolze Anwesen. Den Zuschlag bekam am Ende Clemens-Wenzeslaus Fürst von Metternich, der wendigste Strippenzieher. Er verlegte seinen Wohnsitz in den Rheingau und pflegte Weinbau. Während des zweiten Weltkriegs wurde das Schloss zerstört. Urenkel Paul-Alphons Fürst von Metternich baute es wieder auf. Bereits im 19. Jahrhundert hatte Johannisberg das damals junge Sekthaus Söhnlein mit Wein beliefert. Daraus entstand die heutige Eigentümerschaft. Besitzer des einst fürstlichen Gutes ist die zum Oetker-Konzern gehörende Kellerei Henkell & Söhnlein.
In Rufweite entfernt liegt das Weingut Prinz von Hessen. Eine Hausstiftung, die Überreste des einstigen Fürstentums Hessen verwaltet, kaufte 1957 das Anwesen von einem Händler. Es gab unruhige Zeiten. In kurzer Folge wechselten die Geschäftsführer. Seitdem Junior Donatus Prinz von Hessen und sein Verwalter Dr. Clemens Kiefer das Sagen haben, ist das Gut ein Vorzeigebetrieb.
Ab dem Binger Loch dreht der Strom. Klima und Böden ändern sich. Lorch gehört noch zum Rheingau. Der Ort liegt inmitten steiler Schieferhänge. Hoch über den Reben thront das Weingut Graf von Kanitz. Es war lange vernachlässigt worden. 2004 brachte der junge Graf Sebastian neuen Schwung in den Betrieb. Er verpflichtete Kurt Gabelmann, einen der besten Kellermeister weit und breit. Seitdem bereitet es höchstes Vergnügen, den Öko-Riesling von dort zu kosten.
März 2016
Zwei Systeme, viel Verwirrung
Florian Fauth vom Weingut Seehof im rheinhessischen Westhofen hat schon vor längerer Zeit bei den Bezeichnungen auf seinen Etiketten Ordnung geschaffen. Vier Stufen gibt es bei ihm, alles gut überschaubar. Da sind zuerst die Gutsweine, die einfachen Schoppen in der Literflasche (die bei ihm gar nicht so einfach sind). Darüber liegen die schon etwas gehobenen Ortsweine, zum Beispiel seine weitgerühmte Westhofener Scheurebe. Die Spitze bilden die Lagenweine. Da nennt er die Namen der großartigen Rebberge wie Morstein und Steingrube. Und ganz, ganz oben, selten genug, bietet er seine Großen Gewächse an. Da sind die Anforderungen besonders streng.
Alle diese Füllungen sind trocken. In kleinen Mengen pflegt er auch liebliche Tropfen. Die bezeichnet er dann als Spätlese nach dem Prädikat-System von 1971. Da wissen die Kunden sofort, woran sie sind. Dass andere Winzer trockene Spätlesen anbieten, hat er „nie verstanden“. Das sei „ein Widerspruch in sich“.
Ein paar Häuser weiter verkauft Tobias Zimmer vom Öko-Weingut Hirschhof Spätlesen mit und ohne Süße. Davon will er nicht abrücken. „Das sind meine Kunden so gewöhnt“, sagt er. Eine Verwirrung sieht er nicht. Bei den herben Weinen steht ja „trocken“ auf der Flasche. Nach dem alten weinrechtlichen Bezeichnungsrecht geht das in Ordnung.
Florian Fauth benutzt das vom Verband der Prädikatsweingüter (VDP) geschaffene System der Qualitätsstufen, das eine langwierige Entstehungsgeschichte durchlebt hat. 20 Jahre Debatten und regionale Teillösungen waren vorangegangen, bis die Regeln bundesweit feststanden. Die meisten Diskussionen gab es um den Katalog der ausgewählten Weinbergsnamen, die nur noch für die besten Gewächse verwendet werden dürfen, erzählt VDP-Chefin Hilke Nagel. Es blieb nicht viel Zeit, diese Liste zu erstellen. Sie sollte nur noch jene Lagen enthalten, die schon vor Jahrhunderten als besonders wertvoll galten. Alte Dokumente wurden herausgekramt. Heftige Debatten mit Brüssel folgten, bis die Vorschläge des VDP Eingang in das neue europäische Weinrecht fanden.
Bis dahin galt allein das deutsche Weinrecht von 1971, nach dem jeder mit Reben bepflanzte Rübenacker einen toll klingenden Namen haben darf. Alte, berühmte Lagen wurden bis an die Grenze des Zumutbaren ausgeweitet. Plötzlich waren Oestricher Lenchen im Rheingau oder der Escherndorfer Lump in Franken dreimal größer als zuvor.
Eine besonders schäbige Regelung waren die sogenannten Großlagen, mit denen das Rebland gleich mehrerer Gemeinden zusammengefasst wurde. Krasses Beispiel: Bernkasteler Kurfürstlay. Das klingt, als habe Seine Eminenz persönlich den von sonnigen Steillagen geernteten Riesling abgefüllt. In Wirklichkeit darf diese Bezeichnung für Nie-sollst-du-mich-befragen-Weine aus einem Dutzend Ortschaften verwendet werden, die zum Teil hoch in der Eifel liegen. Da ist fast nie ein Tropfen aus Bernkastel dabei.
Dieser Betrug am Verbraucher gehört, Bacchus sei Dank, weitgehend der Vergangenheit an. Die großen Kellereien, für deren Bedürfnisse die Großlagen geschaffen wurden, benutzen diese Bezeichnungen nicht mehr. Sie haben eingesehen, dass eine neue Generation von Genießern nachgewachsen ist. Die brauchen keine edel klingenden Namen auf jedem Etikett.
Für die rund 300 VDP-Mitglieder gilt nun: Nur bei den Lagenweinen und den „Großen Gewächsen“, bei denen das Kürzel „GG“ auf den Flaschenkapseln steht, dürfen die Erzeuger die seit Jahrhunderten bekannten Namen verwenden. Die Weine schmecken grundsätzlich trocken. Nur klassische Rebsorten kommen infrage. Die Ernteerträge liegen äußerst niedrig. Das alles wird streng kontrolliert. Süße Weine (die sich neuerdings bei Kennern einer steigenden Nachfrage erfreuen) heißen, wie gesagt, nach altem Recht Spät- oder Auslese. Der Käufer weiß Bescheid.
Nun gibt es hierzulande aber auch noch annähernd 8000 andere Winzer, die weitgehend am Weingesetz von 1971 festhalten. Sie schreiben grundsätzlich die Lage aufs Etikett, auch wenn dies noch so wenig aussagekräftig ist. Auch verwenden sie die Prädikate für alle Geschmacksrichtungen. Dagegen lässt sich nichts machen. Das ist verbürgtes Recht, und wenn es noch so unklar ist.
Schade nur, dass der Deutsche Weinbauverband nicht bei neu entstandenen Spezies Regelungen geschaffen hat. Für vernünftige Erzeuger und die meisten Verbraucher ist klar: Grauburgunder (statt Ruländer) und Rivaner (statt Müller-Thurgau) schmecken trocken. Doch gibt es noch viele Winzer mit hergebrachten Vorstellungen, die überwiegend Lieblichkeiten unter diesen Bezeichnungen abfüllen. Hier wäre mal die Möglichkeit gewesen, Klarheit zu schaffen: eine Bezeichnung, ein Geschmack.
Noch unverständlicher ist, was mit der Begriff „feinherb“ geschehen ist, der das gemütsarme „halbtrocken“ ersetzen sollte. Da gibt es Weine mit mehr als 40 Gramm Süße pro Liter, was sechs Teelöffeln Zucker entspricht. Das ist alles andere als herb. Der Zecher bleibt verwirrt zurück. Die Herren vom Weinbauverband sagen, dass sie dagegen nichts machen könnten. Mit Sicherheit würden uneinsichtige Erzeuger klagen, erklärt Geschäftsführer Dr. Rudolf Nickenig. Und sie bekämen Recht.
Also bleiben die Weinfreunde im Ungewissen. Sich zu Teilen widersprechende Regeln bestehen nebeneinander. Verwirrung bleibt. Erfreulich ist, dass jüngere Erzeuger das klare System des VDP für sich angenommen haben, auch wenn sie nicht dem Verband angehören. Es werden, da die alte Generation ausstirbt, immer mehr.
Januar 2016
Zur Wein-Chur an den Main
Wenn Freunde des Frankenweins von Westen her anrücken, fahren sie auf der A 3 über den Spessart und nehmen die Abfahrt Würzburg-Kist. In der Barockstadt mit der Spitzenlage Stein bewundern sie Residenz und Feste Marienburg, um sich endlich nach ausgiebigem Bummel in der Weinstube des Juliusspitals am Silvaner zu laben. Anderntags reisen sie weiter den Main hinauf, vorbei an so namhaften Winzerorten wie Randersacker, Sommerhausen, Sulzfeld, Volkach und Escherndorf.
Auf den Gedanken, einmal umgekehrt flussabwärts zu fahren, wo es auch reizvolle Weindörfer mit guten Tropfen gibt, kommen sie nicht. Das war und ist für die Landschaft zwischen Wertheim und Aschaffenburg ein Problem, auch wenn sich dort in den letzten Jahren viel getan hat.
Noch vor fünfzehn Jahren gammelte die Gegend mangels Zuspruch vor sich hin. Großartige Steillagen verkarsteten, ein uriger Gasthof nach dem anderen verschwand. Gute Weine waren so selten wie Perlen am Meer. Es gab nur eine einzige Topadresse: Paul Fürst in Bürgstadt. Der Mann verkaufte seinen Spätburgunder in alle Welt. Ihn konnte das Elend ringsumher eigentlich kalt lassen. Doch ihm tat es weh mitanzusehen, wie seine Heimat verkam.
Fürst bekniete seine Kollegen, sich mehr ins Zeug zu legen. Er opferte viel Zeit um sie kameradschaftlich im Weinberg und im Keller zu beraten. Schließlich setzte er sich mit Winzern, Gastronomen und Lokalpolitikern zusammen. Die Runde beschloss, eine Vereinigung zu gründen, um den Bekanntheitsgrad der Gegend zu fördern.
Ein zugkräftiger Name wurde gefunden: „Churfranken“. Das sollte an die Mainzer Kurbischöfe erinnern, was historisch Nonsens ist, aber gut klingt. Anfänglich löste der Begriff nicht überall Begeisterung aus. Am lautesten protestierte die Staatsregierung in München. Amtlich heiße die Gegend „Bayerischer Untermain“ und dabei müsse es bleiben, wurde streng beschieden. Paul Fürst maulte zurück: „Erstens sind wir hier nicht in Bayern, sondern in Franken. Und zweitens liegt der Untermain bei Mainz.“ Es gab schließlich einen Kompromiss. Der südwestliche Teil der Bocksbeutel-Provinz heißt nun „Mainland Miltenberg – Churfranken.“
Die Region erblühte. Die Winzer zeigten neues Qualitätsdenken. Im Weinführer „Gault Millau“ werden jetzt zwölf Betriebe mit Trauben bedacht. Gastronomen und Hoteliers rüsteten auf. In die idyllischen Städtchen Wertheim und Miltenberg kommen nun nicht nur Bustouristen, die Kaffee-Kuchen und süßliche Schöppchen begehren. Immer mehr anspruchsvolle Gäste, die schon an der Ausfahrt Wertheim-Lengfurt die A 3 verlassen, genießen die kulinarischen Angebote dort.
In Bürgstadt, berühmt für seinen roten Sandstein, aus dem der Mainzer Dom und das Aschaffenburger Schloss erbaut sind, bieten dank Paul Fürst vier weitere Güter hochklassige Tropfen an. Eine Gemeinde wie Großwallstadt bei Aschaffenburg, die früher nicht eben für Weinkultur bekannt war, hat sich zu einem properen Winzerdorf entwickelt.
Am erfreulichsten ist der Aufschwung in Klingenberg. Der Ort wird zwar seit alters her für seinen Spätburgunder gerühmt. Doch was da noch vor sechs Jahren ausgeschenkt wurde, löste bei gestandenen Zechern nur Grausen aus. Die Stadt Klingenberg hielt krampfhaft an einem eigenen Gut fest, obwohl es nur Verluste brachte. Die Weine waren trotz hervorragender Lagen erbärmlich. Schließlich gab der Magistrat auf und schrieb den Betrieb zum Verkauf aus.
Zwei junge Männer bewarben sich, die unterschiedlicher nicht sein können: der aus Mayschoß an der Ahr stammende Benedikt Baltes und der von Haus aus wohlhabende chinesische Mikroelektronik-Student Xianzhong Xu. Die beiden fanden Gefallen aneinander. Im August 2010 übernahmen sie gemeinsam das Stadtweingut und seitdem gibt es dort Rotwein vom Feinsten. Gleichzeitig erstand Paul Fürst ein Stück am Schlossberg. Die Konkurrenz spornte zwei weitere Winzer in Klingenberg an. Sie werden nun auch im „Gault Millau“ lobend erwähnt.
Zuletzt eine Nun-ja-trotz-allem-Empfehlung: Die Stadt Erlenbach, deren Wahrzeichen der 186 Meter hohe Schornstein der Acordis-Chemie ist, bietet null Gemütlichkeit. Und doch lohnt ein Besuch. Zum Ort gehört die famose Lage Hochberg. Aus den Trauben, die Albert Waigand von den Buntsandstein-Terrassen dort erntet, keltert seine hübsche Tochter Verena großartige Weine.
Wer diese Köstlichkeiten in einer mehr anheimelnden Umgebung genießen möchte, der fahre noch einmal ein Stück den Fluss hinauf. Das Landgasthaus Paradeismühle in Röllfeld gleich hinter Klingenberg schenkt die mundfüllende Weißburgunder-Spätlese von Waigand aus.
Übrigens: Röllfeld war anno 1505 ein Jahr lang im Besitz des Mainzer Kurstaates. Also hat das mit Churfranken doch ein wenig seine Richtigkeit.
Insidertipps in Churfranken
Nützliche Adressen:
Churfranken-Geschäftsstelle in Miltenberg (Tel: 09371 – 6606975)
Die besten Winzer:
- Alte Grafschaft in Kreuzwertheim (Tel: 09342 – 5500)
- Rudolf Fürst in Bürgstadt (Tel: 09371 – 8642)
- Klaus Giegerich in Großwallstadt (Tel: 06022 – 655355)
- Erhard und Max Helmstetter in Bürgstadt (Tel: 09371 – 3341)
- Hofmann-Herkert in Klingenberg (Tel: 09372 – 3747)
- Weingut Stadt Klingenberg Benedikt Baltes (Tel: 09372 – 2438)
- Wolfgang Kühn in Klingenberg (Tel: 09372 – 3169)
- Weingut Fürst Löwenstein in Kleinheubach (Tel: 09371 – 9486600)
- Burkhard Neuberger in Bürgstadt (Tel: 09371 – 2562)
- Weingut Stich – Im Löwen in Bürgstadt (Tel: 09371 – 5705)
- Christian Sturm in Bürgstadt (Tel: 09371 – 67854)
- Albert und Verena Waigand in Erlenbach (Tel: (09372 – 4596)
Spitzen-Restaurants:
- Adler in Bürgstadt (Tel: 09371 – 97880)
- Krone in Großheubach (Tel: 09371 – 2663)
- Rose in Miltenberg (Tel: 09371 – 40060)
Altfränkische Wirtshäuser:
- Bretzel in Großheubach (Tel: 09371 – 2824)
- Bernart Helmstetter in Bürgstadt (Tel: 09371 – 8471)